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Frank P. - Meine Laufberichte






29.09.2002 - Berlin-Marathon

Dieser Berlin-Marathon des 29. September 2002 war mein 15. Marathon insgesamt, der 14. Berlin-Marathon und sollte der spannendste und dramatischste Marathon meiner bisherigen Karriere werden:

Berlin-Marathon 2002
am Vortag auf der Messe bei Hübi. Ganz links SteBie, Tuppie.



Berlin-Marathon 2002
vor dem Start am E.-Reuter-Pl.. V.l.n.r.: harriersand, Tuppie, Frank P. und Rainman




Meine immer wieder erklärte realistische Zielzeit war 3:14:57. Meine Bestzeit vom letzten Jahr lag bei 3:14:58.
Da meine Beine die ganzen Tage bis zum Marathontag nicht locker waren und da ich in der Vorbereitungszeit nur drei lange Läufe (30er) gemacht habe und ich zu langen Radtouren gar nicht gekommen bin, war mir klar, dass die Erreichung dieser Zielzeit das Maximum darstellen würde.
Ich wollte mich selbst auch gar nicht unter Druck setzten und bin mit der Maßgabe an den Start gegangen, zwar auf Bestzeittempo anzugehen und später dann entweder dabei zu bleiben oder Tempo raus zu nehmen.

Da ich erstmals im blauen Startblock starten durfte, dachte ich, dass ich keine Probleme haben würde, vom Start aus gut weg zu kommen. Schließlich waren ja in meinem Block ausschließlich Läufer und Läuferinnen, die genau so schnell oder sogar noch schneller sein würden als ich, so dachte ich jedenfalls.

Im Startfeld war es unglaublich eng. Ich konnte mich gar nicht bewegen. Man fühlte sich wie ein Hering in der Konservenbüchse.

Schließlich ging es los. Das Feld kam schnell in Bewegung, und ich konnte auch recht flüssig laufen. Ich hatte mir vorgenommen, ja nicht zu schnell anzugehen. Diesen Fehler hatte ich im April in Hamburg gemacht und wollte ihn auf keinen Fall wiederholen.

Das erste km-Schild übersah ich, und als ich das zweite km-Schild passierte, zeigte meine Stoppuhr 10:30 Minuten an. 9:10 Minuten hätte ich aber nur haben dürfen. Ich war also deutlich zu langsam. Ich blieb jedoch ruhig und versuchte, mein Tempo etwas zu beschleunigen. Dies war aber gar nicht leicht möglich. Die Läufer vor mir bildeten teilweise einen Riegel, der ein überholen gar nicht möglich machte. So ging das die nächsten fünf Kilometer.

Etwa bei km 7 sah ich weiter vorn ein ForumTeam-Shirt. Es war richtig gut zu erkennen und ich konnte bereits von weitem auch den Träger erkennen: Mliermann.
Bald hatte ich ihn erreicht und begrüßte ihn. Ich fragte ihn, was er denn laufen wolle. Er antwortete: „3:30“ Bei dieser Zahl bekam ich einen leichten Schreck, denn damit war mir klar, dass ich mich sehr viel zu weit hinten befand. Mliermann beklagte sich auch über diese Riegelbildung einzelner Läufer.

Berlin-Marathon 2002
Frank P. bei km10, fotografiert von marinus




Einigermaßen hatte sich Feld allerdings mittlerweile auseinander gezogen, so dass es dann doch möglich wurde, zu überholen. Ich verabschiedete mich also von Mliermann mit dem Versuch, ein paar Plätze gut zu machen, was mir auch gelang. So überholte ich die nächsten Kilometer Läufer um Läufer. Es hat jedoch noch fast bis zur Halbmarathon-Distanz gedauert, bis ich andere Läufer so weit überholt hatte, dass ich in der richtigen Gruppe war und endlich wieder gleichmäßig laufen konnte.

Dieses ständige überholen mit Abbremsen, Lücke suchen, wieder Gas geben und vorbei ziehen hat natürlich Kraft gekostet. Ich fühlte mich aber ganz gut, vor allem dann, als ich endlich gleichmäßig mein Tempo laufen konnte.

Etwa bei km 20 überholte ich Knallkopf, den ich ja nun kannte, da er sich am Morgen auf dem Ernst-Reuther-Platz ja vorgestellt hatte. Bei ihm lief es jedoch nicht gut, wie er mir sagte. Vor dem Start hatte er auch von 3:15 als Zielzeit gesprochen. Auch ich dachte beim Gespräch mit Knally bei km 20 nicht, dass es für mich mit 3:14:57 noch klappen könnte.

Bei der Halbmarathon-Marke zeigte meine Stoppuhr etwa 1:37:50. Ich stellte etwas überrascht fest, dass ich schon fast wieder genau auf Bestzeit-Kurs lag. Ich musste eigentlich nur noch so weiter laufen, und es würde klappen mit der Bestzeit. Optimistisch ging ich die nächsten Kilometer an. Ich fühlte mich gut.

Berlin-Marathon 2002
Frank P. bei km22, fotografiert von Werner Bonin




Zum Forumsstand hinter km 28 war ich, glaube ich, genau auf Kurs. Ich freute mich sehr, an den anfeuernden Foris vorbei zu laufen. Das tat gut. Etwas irritiert war ich allerdings, dass ich GöGa schon von weitem nicht meine Flasche haltend, sondern fotografierend sah, wo er doch mir meine Flasche reichen sollte. So hatte ich es jedenfalls verstanden. Meine Flasche bekam ich dann aber schließlich von Babs in die Hand gedrückt. Hat es also doch noch mit der übergabe gut geklappt.

Unter den Eichen lief es so gut wie noch nie. Normalerweise war ich dort immer etwas kaputt und musste langsamer laufen. Diesmal war von Müdigkeit überhaupt nichts zu spüren, so dass ich mein Tempo beibehalten konnte, obwohl es etwas bergauf ging. Auch am Kap der Guten Hoffnung, auf der Habelschwerter Allee und der Pacelliallee lief es so gut wie fast noch niemals zuvor. Diese Passagen hatte ich immer als besonders mühsam in Erinnerung, aber diesmal war es ganz anders.
Ich war richtig glücklich und zufrieden über meinen Zustand. Natürlich wusste ich, dass der Marathon noch nicht vorbei war.

Ab dem Wilden Eber bemerkte ich, dass mir das Laufen deutlich mühsamer fiel. Bei km 36 begrüßte mich Haile von der Meile von der Seite. Auch ein Fori, der unter 3:15 laufen wollte. „Das wird knapp“, meinte er. In diesem Augenblick wusste ich, dass mir noch ein harter Kampf bevorstand.
Haile machte jedoch einen guten Eindruck und war bald vor mir. Fast den ganzen Hohenzollerndamm war er zumindest noch in Sichtweite von mir. Ab km 38 wurde es ganz hart für mich. Der Mann mit dem Hammer schlug unbarmherzig zu!

Ich musste mich entscheiden, ob ich mein Bestzeitziel aufgeben und Tempo herausnehmen sollte, oder ob ich einfach versuchen sollte, das Bestzeit-Tempo weiter durchzuhalten. Es waren ja nur noch 4,2 km zu laufen, danach wäre es geschafft.
Ich beschloss also, einfach zu versuchen, das Tempo durchzuhalten. Aber es war hart, verdammt hart, und jeder Kilometer wurde immer grausamer. Zwischendurch fragte ich mich immer wieder, wie ich das durchstehen sollte angesichts spürbar schwindender Kräfte. Aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, langsamer zu laufen, schließlich war das Ziel ja so nah.

Auf dem Ku´damm lief ich dann wie mit Scheuklappen. Ich nahm schon noch die Straßennamen war und registrierte, wie das Ziel immer näher kam. Auch registrierte ich, dass mich immer mehr Läufer überholten. Auf die Zuschauer konnte ich allerdings nicht mehr gut achten.

Das Schild am Ende des Ku´damms, bevor es auf die Zielgerade ging, das „noch 500m“ anzeigte, erschreckte mich etwas, da ich mit nur noch etwa 300m gerechnet hatte. Jeder Meter mehr würde für mich eine Qual bedeuten. Ich wollte nur noch im Ziel sein und es hinter mir haben. Ich war vollkommen ausgepowert.

Ich weiß gar nicht mehr, ob 30m vor dem Ziel ich noch einmal zu einen Schlusssprint ansetzen wollte oder ich es einfach nur noch schnell hinter mich bringen wollte, jedenfalls kam ich irgendwie ins Straucheln und fand mich plötzlich auf dem Asphaltboden wider. Damit war mein Kampf um die Bestzeit endgültig verloren. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich enttäuscht in diesem Augenblick war.

Ich hatte aber gar keine Zeit, diesen Gedanken nachzugehen, weil sofort besorgte Helfer auf mich zugerannt kamen, die sich um mich kümmern wollten. Sie halfen mir, mich wieder aufzurichten, was in diesem Moment gar nicht so einfach war, weil meine Beine noch völlig kraftlos waren. Als ich dann wieder stand, stützten mich zwei Helfer rechts und links und wollten mit mir zusammen so ins Ziel gehen. Da es nach einigen Schritten mir schon aber wieder gut ging, bedankte ich mich und lief noch allein und ohne Hilfe ins Ziel.

Diese ganze Aktion hat mich vielleicht eine halbe oder dreiviertel Minute gekostet.

Meine Nettozeit war dann schließlich 3:15:58. Damit habe ich also meine alte Bestzeit um exakt eine Minute verpasst. Ohne das Malheur vor dem Ziel hätte ich die Bestzeit also ebenfalls verpasst, wenn auch nur um einige Sekunden. Insofern war ich über das Malheur gar nicht weiter unglücklich. Es hat mich nur geärgert, dass mir so etwas passiert ist. Andererseits kann man mir somit nun wirklich nicht vorwerfen, ich hätte nicht bis zum Umfallen gekämpft.

Außerdem ist es mir nun etwas gelungen, was mir bei meinen 14 Marathons zuvor noch nie gelungen ist: Ich bin ins Fernsehen gekommen, denn natürlich haben die Fernsehkameras bei dieser spektakulären Aktion voll drauf gehalten.

Nach dem Ziel, noch vor der Massage, legte ich mich auf dem grünen Mittelstreifen der Straße erst einmal für eine viertel Stunde lang hin. Danach ging es mir auch schon wieder gut, und als ich in der Schlange für die Massage stand, stellte ich fest, dass es mir wieder genau so ging, wie alle Jahre zuvor.

Um es noch mal deutlich zu sagen: Es waren einzig und allein die Beine, die ihren Dienst versagten. Kreislaufmäßig ging es mir die ganze Zeit gut. Auf meine Pumpe ist Verlass!

Dazu gekommen ist es auch nur, weil ich den Hammermann ignorierte. Hätte ich Tempo rausgenommen, als mich der Hammermann traf, wäre ich problemlos ins Ziel gekommen, allerdings mit einer noch schlechteren Zeit als die, die ich trotz Sturz noch erzielt habe.

Mit 3:15:58 brauche ich auch überhaupt nicht enttäuscht zu sein, auch wenn einige Foris mir eine noch deutlich bessere Zeit zugetraut hatten, angesichts meiner hervorragenden Zeiten bei den ganzen kurzen Strecken im vergangenen Sommer. Ich habe mich selbst da aber schon realistisch eingeschätzt.

Jedenfalls habe ich alles versucht, neue Bestzeit zu laufen. Ich habe sie aber nicht am Ende des Rennens verloren, sondern am Anfang, wie die nachfolgenden 5-km-Splits deutlich belegen. Wäre ich am Anfang schneller weg gekommen und hätte ich nicht diese kraftaufreibenden überholmanöver machen müssen, dann hätte mir sicherlich am Ende die Kraft noch gereicht, und ich hätte eine neue Bestzeit feiern können.


Startnummer / Start Number 00674
Rang / Rank 3028
Nettozeit / Chip total 3:15:58
Geschwindigkeit / Speed 12.92 km/h
4:38 min/km

km 5 0:26:32
km 10 0:49:50 / 0:23:17
km 15 1:11:57 / 0:22:08
km 20 1:34:12 / 0:22:15
km 25 1:56:20 / 0:22:08
km 30 2:18:43 / 0:22:23
km 35 2:41:37 / 0:22:53
km 40 3:05:33 / 0:23:57



Es sollte nicht sein. Man kann nicht in jedem Rennen Bestzeit laufen. Es werden sich noch viele Möglichkeiten bieten.

Ich bin am Sonntag meinen zweitbesten Marathon gelaufen, das 12. Mal unter dreieinhalb Stunden. Grund genug, zufrieden zu sein!











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