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Frank P. - Meine Laufberichte






24.02.2008 - Malta-Marathon

Der Wecker klingelte bereits um kurz nach 5 Uhr. Für 5:30 Uhr war Frühstück im Hotel angesagt und um 6:30 Uhr sollte der vom Reiseveranstalter arrangierte Bustransfer vom Hotel an der Nordküste zum Start in Mdina, der alten Festungshauptstadt in der Mitte der Insel, starten, was mit etwas Verspätung auch gut klappte. Rund eine Stunde vor dem Start waren wir bereits an Ort und Stelle, was gar nicht mal notwendig gewesen wäre, da es bei der geringen Teilnehmerzahl zu keinerlei Wartezeiten an den Dixies oder dem Kleiderbeutelwagen (ein Pickup und ein PKW) kam.

Rund 300 Teilnehmer (277 Finisher) versammelten sich schließlich um kurz vor 8 Uhr vor der Startlinie des Marathons. Damit war mein 27. Marathon der mit Abstand kleinste für mich. Ich kam mir vor wie bei einem kleinen Volkslauf in der Provinz. Nervös oder unruhig war ich in keinster Weise. Schließlich sollte dieser Marathon ein reiner Trainingslauf auf dem Weg zum vier Wochen später stattfindenden Two Oceans Marathon in Südafrika, meinem ersten Ultra, sein. Auch das war für mich ein Novum, war doch ein Marathon in all den Jahren für mich immer etwas ganz Besonderes, ein Tag, auf den man gezielt hin trainiert hat und an dem man alles aus sich heraus holt bis zur absoluten Erschöpfung. Doch diesmal war alles anders.

Pünktlich um 8 Uhr erfolgte der Startschuss bei Bilderbuchwetter! Es waren kaum Wolken am Himmel bei zu erwartenden Höchsttemperaturen von bis zu 20 Grad C. Während mein Laufreisezwilling J.R. vorn sehr schnell aus meinem Blickfeld verschwand, versuchte ich erst einmal mein Tempo zu finden. Ich kam mir unglaublich langsam vor, aber das wollte ich ja auch sein. Ein Tempo zwischen 5:30 und 5:40 Min./km hatte ich mir vorgenommen, genau das Tempo, das ich mir für den Two Oceans vorgenommen habe. Beim ersten Kilometerschild stoppte ich 5:15, beim zweiten, obwohl ich Tempo raus genommen hatte, 5:00. Beim dritten hatte ich schließlich 5:40, aber irgendwie stimmten wohl die Kilometerschilder nicht. Ich beschloss also erst einmal das Tempo weiter zu laufen, um es nach weiteren Kilometerschildern schließlich auf die geplante Geschwindigkeit zu reduzieren.

Am Anfang ging es durch die an Mdina direkt angrenzende alte Stadt Rabat. Große Städte gibt es auf Malta überhaupt nicht, so dass man jede Stadt sehr schnell durchlaufen hat. Danach liefen wir in ländlicher Gegend auf einer welligen Straße Richtung Süden. In der Ortschaft Dingli ging es auf einer anderen Straße zurück nach Rabat am Startpunkt vorbei und wieder raus aus der Stadt (km8). Danach liefen wir in mehreren großen Schleifen in die Gegend nördlich von Mdina und Rabat, u.a. auch am Nationalstadion vorbei. Die erhöht liegende Festung Mdina konnten wir immer wieder schön sehen. In der Landschaft war es ganz angenehm zu laufen, aber richtig ländlich war es nie für lange Zeit, da auch immer bald der nächste Ort kam. Malta ist sehr zersiedelt. Zuschauer gab es so gut wie keine. Marathon scheint die Malteser nicht zu interessieren. Als sehr unangenehm empfand ich es, dass es nur wenige komplette Straßensperrungen für die Läufer gab. Oft mussten wir auf einer einzelnen Spur neben dem fließenden Verkehr laufen. Die Marathonstrecke für einen ganzen Sonntagvormittag und -Mittag zu sperren ist für ein so autoversessenes Volk wie es die Malteser nach unseren gemachten Erfahrungen offensichtlich sind, wohl nicht zuzumuten? Natürlich ist die geringe Teilnehmerzahl auch kein schlagkräftiges Argument. Zusammen mit dem zwei Stunden später gestarteten Halbmarathon erreichten dieses Jahr rund 1000 Aktive das Ziel, was eine Rekordbeteiligung darstellte.

Meine Angst war es, aufgrund der geringen Teilnehmerzahl weite Strecken allein auf weiter Flur zu laufen. Das kann ich nämlich bei Wettkämpfen ganz und gar nicht leiden und demotiviert mich. Also suchte ich mir immer Bezugspersonen, die etwa mein Tempo liefen, so z.B. eine junge Läuferin mit schönen Beinen, die etwa über 15 km meine Begleiterin wurde, bis sie leider nicht mehr mithalten konnte und ich vorbeiziehen musste. Mein Tempo hatte sich inzwischen eingependelt auf nicht viel langsamer als 5:20 Min./km. Auch wenn es mich ärgerte, dass ich es nicht vermochte, die geplanten 5:30 bis 5:40 pro km zu laufen, musste ich doch feststellen, dass ich mit dem etwas schnellerem Tempo genau den richtigen Rhythmus gefunden hatte. Langsamer wäre nur schwer gegangen und hätte mir nur mehr Anstrengung abverlangt. Der ganze Lauf fiel mir sehr leicht, so leicht, wie mir noch nie ein Marathon fiel. Aber so war es ja auch geplant. Dennoch war es irgendwie anders als ein langer Trainingslauf. Allein die Tatsache, dass man sich in einem Wettkampf befindet, auch wenn man selbst keine besonderen Ambitionen hat, macht den Unterschied aus.

Die Getränkeversorgung war aus meiner Sicht mehr als ausreichend. Alle 5 km gab es eine Wasserstation, wo 0,5-l-Plastikflaschen mit Mineralwasser eines Sponsors gereicht wurden. Da ich so viel Wasser gar nicht benötigte, ließ ich einige Wasserstellen aus. Gegen Ende gab es auch Powerrade- und Schwammstationen.

Zur Halbmarathonmarke zeigte meine Uhr eine Zeit an, die bei gleichbleibenden Tempo auf eine Endzeit von 3:46 oder 3:47 hinauslaufen würde. Obwohl immer noch zu schnell noch akzeptabel, sagte ich mir und lief im gleichen Rhythmus weiter. Nun wurden die Läuferreihen auch immer lichter. Das Feld der rund 300 Marathonis war schon ganz schön auseinander gezogen. Zum Glück sah ich vor mir aber immer wieder Läufer, auf die ich dann langsam aufschloss, so dass mir nicht einsam wurde. Auf den letzten 15 Kilometern wäre es aber sicherlich dazu gekommen, wäre nicht bei Kilometer 27 das Marathonfeld mit dem Feld der Halbmarathonläufer, die sich ihrerseits bei km6 befanden, zusammengeführt worden. Halbmarathonis und Marathonis hatten von nun an die selbe Reststrecke gemeinsam zu laufen. Auch das war für mich ein Novum in meiner Marathonkarriere. Plötzlich zählte ich zu den Langsameren im Feld. Massenhaft liefen noch frisch wirkende Läufer an mir vorbei, die allerdings eine weiße Startnummer im Gegensatz zu meiner blau eingefärbten auf der Brust hatten. Vermutlich verleitete mich dieser Umstand dazu, noch ein wenig schneller zu werden. Da ich ständig überholt wurde, wollte ich wenigstens ab und an auch meinerseits mal jemanden überholen. Und immer wieder sah ich vor mir auch einen langsam wirkenden Läufer, den ich fixierte und einkassierte. Beim überholen sah ich dann natürlich die blaue Startnummer. Richtig fair fand ich es nicht, dass die frischen Halbmarathonis mit den abgekämpfteren Marathonis zusammen liefen. Aber es hatte zumindest den Vorteil, dass nun ausgeschlossen war, dass ich auf den Weg bis zum Ziel allein und einsam würde laufen müssen.

Nun ging es auf einer Hauptverkehrsstraße zur Ostküste Richtung Valletta, der Hauptstadt, und weiteren zusammen gewachsenen Gemeinden, die das urbane Zentrum Maltas bilden. Mit dem Erreichen desselben stieg auch wieder meine Lauflust. Beflügelte mich das nahende Ziel oder die Feststellung, dass diejenigen, die ich überholen konnte, nicht mehr nur ausschließlich blaue Startnummern trugen, sondern sogar schon mitunter weiße? Jedenfalls hatte ich auf den letzten Kilometern noch einmal richtig Spaß! Bei einer fiesen Steigung lief ich locker an zahlreichen Läufer mit weißen Startnummern vorbei, die sich sichtbar quälten. Ich wunderte mich, dass Halbmarathonis mit einer Zielzeit von rund 1:45 Std. nach 16 Kilometern so viel schlechter drauf sind als ich nach 37 Kilometern mit einer Zielzeit von vermutlich um die 3:45 Std.? Jedenfalls konnte ich es vielen von denen, die mich knapp 10 km zuvor noch locker überholt hatten, noch einmal zeigen. ;-)

Die letzten Kilometer ging es direkt am Wasser an schönen Buchten entlang. Auf diesen Bereich hatte ich mich sehr gefreut. Wenigstens hier hatte ich auf ein paar applaudierende Zuschauer gehofft. Aber auch hier konnte davon keine Rede sein und auch hier rollte zumeist der Verkehr dicht neben einem vorbei. Am Schluss in Sliema auf der Promenadenstraße „The Strand“ legte ich noch einen kleinen Zielsprint hin, da ich so gut in der Zeit war, dass ich sogar noch unter 3:45 kommen konnte. 3:44:33 Std. war schließlich meine offizielle Endzeit.

Finisherfoto



Fazit:
Der Malta-Marathon war ein Marathon mit vielen neuen Erfahrungen für mich. Sportlich gesehen war es der leichteste überhaupt, von meiner Zeit her natürlich einer der langsamsten. Die Orga des Malta-Marathons war gut, aber die vielen Autos haben mich doch sehr gestört.


Die Bilder, die ich während des Marathon-Laufes gemacht habe, befinden sich auf meinem Online-Fotoalbum, ergänzt durch einige weitere Urlaubs-Impressionen .










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