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Frank P. - Meine Laufberichte






30.07.2011 City-Nacht

Punktlandung ohne Uhr!

Nach fast zweieinhalb Jahren stand ich endlich wieder mal mit Ambitionen am Start eines 10-km-Wettkampfes. Aufgrund meiner Plantarfasziitis war das lange Zeit ja leider nicht möglich. Da bin ich entweder gar keine 10er gelaufen oder diese aufgrund fehlender Trainingsgrundlage langsam und vorsichtig.
Auch wenn meine Plantarfaszie immer wieder noch weh tut, ist der Zustand mittlerweile zumindest wesentlich besser geworden und ermöglichte mir in den letzten Wochen mehr und besseres Training als in den letzten beiden Jahren zuvor, wenngleich nicht ganz so gutes Training wie vor diesem Zeitraum. Insbesondere mit Tempotraining muss ich mich noch zurückhalten. Dennoch konnte ich zuletzt sehr erfreuliche Ergebnisse erzielen wie z.B. beim Havellauf vor zwei Wochen. Dort bin ich auf 13,7 km genau einen 4:10er Schnitt gelaufen. Daher rechnete ich mir aus, dass bei der City-Nacht auf 10 km ein Schnitt zwischen 4:00 Min./km und 4:05 drin sein müsste. Also war eine 40er Zeit mein Ziel mit dem Hintergedanken, dass, wenn es wirklich gut läuft und alles passt, auch eine hohe 39er Zeit gerade so möglich sein könnte.

City-Nacht 2011
Foto von Bernd Hübner: nicht nach dem Lauf sondern vor dem Lauf, aber nach dem Einlaufen ;-)


Mit dem Wetter hatten wir Läufer, im Gegensatz zu den Zuschauern, ja großes Glück. Ich zumindest laufe ja immer gute Zeiten bei niedrigen Temperaturen und Regen. Auf jeden Fall kommt mir solch ein Wetter mehr entgegen als hochsommerliche Hitze, wie wir sie bei der City-Nacht ja meistens erleben. Die Taktik war, das Rennen offensiv anzugehen und die ersten zwei Kilometer knapp unter acht Minuten zu laufen. Danach wollte ich entscheiden, ob ich tatsächlich weiter auf Sub40 angehen oder mit einem 4:05er Tempo weitgehend sicher auf eine 40er Zeit zusteuern möchte. Aber solch ein taktisch mit Stoppuhr kontrolliertes Rennen konnte ich vergessen, wie sich heraus stellte, da ich aufgrund des Regens ohne Brille an den Start gegangen bin. Als Weitsichtiger kann ich ohne Brille zwar immer noch gut die Strecke erkennen und meine Mitläufer sehen, allerdings war es mir unmöglich, die Ziffern auf meiner Stoppuhr zu erkennen. So musste ich gewissermaßen ohne Uhr laufen. Aber ganz nach Gefühl wollte ich nun doch nicht laufen. Also habe ich mir etwas anderes überlegt: Ich nahm mir vor, mich an Läuferinnen oder Läufern zu orientieren, die ich kenne und die in meinem Leistungsbereich laufen.

Im Startfeld stand ich neben Amir aka AK und hinter Emily Preston, die vor zwei Wochen beim Havellauf eine gute dreiviertel Minute vor mir ins Ziel kam und von der ich daher annahm, dass sie eine niedrige 39er Zeit laufen würde. Nach dem Startschuss konnte ich erst einmal nicht an Emily und Amir dran bleiben. Emily hatte schon bald einen großen Vorsprung, aber den Abstand zu Amir konnte ich, zwar mit Mühe, gering halten. Das Tempo kam mir schnell vor, aber ich konnte mithalten. Etwa nach zwei Kilometern ließ Amir doch spürbar mit seinem Tempo nach, während wir Emily fast wieder eingeholt hatten. Deshalb orientierte ich mich nun an Emily. Die nächsten drei Kilometer auf der Kantstraße lief ich immer in der Nähe von Emily, meistens auf gleicher Höhe mit ihr oder knapp hinter ihr. Jedenfalls wollte ich keinesfalls an Emily vorbei ziehen, da das Tempo ja dann für mich zu schnell sein würde. Am fünften Kilometerschild rief am Straßenrand jemand (ihr Trainer?) zu Emily: 19:40! und: Bleib an der Gruppe dran! Dieser letzte Hinweis war gar nicht so verkehrt, dachte ich mir, denn tatsächlich begannen wir etwas den Anschluss an die Gruppe zu verlieren, mit der wir die letzten Kilometer gelaufen sind. Die angesagte 5-km-Zeit hatte ich so erwartet und erhofft, aber da ich bei der City-Nacht immer mit positivem Split laufe, war mir klar, dass für eine 39er Zeit ich noch hart zu kämpfen hatte. Den eigentlich an Emily gerichteten Ratschlag nahm ich auf und setzte alles dran, den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren, was mir auch gelang, aber leider nicht Emily, die offenbar keinen ganz so guten Tag hatte und fortan hinter mir lief.
KilometerSplitsGesamt
13:45
23:5307:38
33:5911:37
44:0115:37
53:5819:35
64:1223:47
7-88:1332:00
94:0036:00
104:0040:00

Die nächsten drei Kilometer waren hart und auch ein wenig langsamer. Das spürte ich zwar, aber da die Kilometer 5-8 bei mir bei der City-Nacht immer die langsamsten sind und ich ja einen Vorsprung auf Sub40 herausgelaufen hatte, machte ich mir keine Sorgen. Mir schien die Verlangsamung geringfügig zu sein, zumal ich das Tempo der meisten um mich herum Laufenden halten konnte und etliche Läuferinnen und Läufer sogar überholte. Nach der letzten Wende, wo es den Ku´damm nur noch zurück ging, lief es wieder besser. Auch das ist für mich City-Nacht- typisch. Wenn ich nur noch zwei Kilometer vor mir habe, bekomme ich noch einen Schub. Ich wähnte mich gut in der Zeit und hätte möglicherweise noch einen Tick schneller laufen können. Aber dann dachte ich zurück an meine letzte schnelle City-Nacht 2008, wo ich auf dem letzten Kilometer noch mit starkem Seitenstechen stehen bleiben musste und dadurch mit 40:05 die 39er Zeit noch verpasste. So etwas sollte mir nicht noch einmal passieren. Also achtete ich auf gleichmäßiges Tempo und gleichmäßige Atmung. Da ich auch zum Ende hin noch etliche Läuferinnen und Läufer überholte, war ich mir ziemlich sicher, dass es mit der 39er Zeit passen würde, wenn auch knapp. Die Ziffern auf der großen Zieluhr konnte ich wegen der fehlenden Brille erst sehr spät erkennen. Vielleicht 30 Meter vor dem Ziel erkannte ich eine 39, die zu meinem Entsetzten im selben Moment zur 40 umsprang. Ich sprintete noch mal wie irre, aber mehr als ein oder zwei Sekunden konnte ich auf der kurzen Distanz nicht mehr gutmachen. Die Uhr zeigte 40:06 als ich über die Zielmatte lief.

Ich wusste nicht mehr genau, wie viele Sekunden ich am Start zwischen Startschuss und Überqueren der Startmatte benötigt hatte, aber da ich recht weit vorn stand, glaubte ich nicht, dass das mehr als sechs Sekunden waren, eher drei bis fünf. Meine Stoppuhr hatte ich, weil ich zunächst eine falsche Taste gedrückt hatte, erst ein paar Sekunden nach dem Überschreiten der Startmatte aktiviert. Somit hatte ich keine Gewissheit über meine genaue Nettozeit. Ich ging allerdings davon aus, dass ich die 39er Zeit verpasst hatte und rechnete mit einer Zeit zwischen 40:00 und 40:02. Entsprechend schlecht war meine Laune im Zielbereich. Ich kam mir vor wie im falschen Film. Endlich laufe ich nach mehr als zweijährigen Verletzungsproblemen mal wieder einen schnellen 10er, bei dem das Wetter mir noch in die Karten spielt und ich verpasse, weil ich die eigene Uhr nicht ablesen kann, das Traumziel Sub40 um wenige Sekunden. Genau wie vor drei Jahren, nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal die paar Sekunden noch hätte herausholen können, wenn ich rechtzeitig gewusst hätte, dass es nötig gewesen wäre.
Na ja, ich tröstete mich mit der Erkenntnis, dass ich auf jeden Fall eine gute Zeit gelaufen bin, die ich vor drei Monaten noch nicht für möglich gehalten hätte, aber glücklich und zufrieden war ich trotzdem nicht.

Zum Fori-Fress danach bin ich natürlich trotzdem mitgegangen. Henry und Carlos versuchten mit ihren Smartphones immer wieder, die Ergebnisse im Internet abzufragen, aber die kamen erst ziemlich spät ins Netz, erst nach 23 Uhr. Ich konnte es dann kaum glauben, als Henry mir zur 39:59 gratulierte. Also dann doch noch ein spätes Happy End mit einer Punktlandung! :-)
















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