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Frank P. - Meine Laufberichte






18.03.2012 Rom-Marathon

Das Wetter war gut. Zu gut, um einen Marathon zu laufen. Perfekt zum Sightseeing zu Fuß, was wir die Tage zuvor auch ausgiebig praktizierten. Was mir beim Wandern und Spazieren gehen durch die ewige Stadt noch sehr angenehm war (Sonne mit Temperaturen bis an die 20° C.) war mir am Marathon-Tag weniger recht. Ich mag es ja kühl und bedeckt und habe sogar gegen etwas Regen beim Marathon nichts einzuwenden. Aber ich musste das Wetter nun mal nehmen, wie es kam. Schließlich hatte ich keinen Bestzeitenversuch vor. Dazu reichte die Trainingsdecke nicht. Allerdings war das Wintertraining ganz ordentlich verlaufen, wie Ihr im Kilometerspiel gesehen habt, so dass ich nicht wirklich Sorge hatte, dass mein Standard-Ziel bei einem Frühjahrsmarathon, unter 3:30 Stunden zu bleiben, verfehlt werden könnte. Ich hatte sogar Lust, ans Limit zu gehen und ein klein wenig schneller zu laufen, also vielleicht mit einer Zielzeit von 3:25 Stunden. Trotz der Wärme und dem Kopfsteinpflaster, vor dem wir mehrfach gewarnt wurden, hielt ich diese Ziel für u.U. erreichbar.

Der Start war sehr malerisch auf der Via dei Fori Imperiali mit dem Kolosseum im Rücken. Aufgrund der Berechtigung für den vorderen Startblock B, welche ich vermutlich aufgrund meiner letzten Berlin-Marathon-Zeit zugesprochen erhalten hatte, stand ich, anders als J.R., recht weit vorn im Startfeld und benötigte nicht viele Sekunden zwischen Startschuss und Überlaufen der Startlinie. Ich passte mich gezwungenermaßen bei der Tempo-Findung an meine Mitläufer an, denn es war am Anfang sehr eng, noch enger als ich es vom Berlin-Marathon her kenne. Später änderte sich das allerdings und man merkte, dass man nicht mit 30.000 sondern mit 12.000 weiteren Läufern gemeinsam lief.
Es ging gleich an der Piazza Venezia am Nationalmonument vorbei zum Circus Maximus, heute eine staubige Freifläche, an dem wir auch kurz vor dem Finish noch vorbei laufen mussten. Danach mussten wir nach Süden laufen, aber immer in Tibernähe. Mein Tempo war etwas schneller, als ich eigentlich wollte, nämlich ca. 4:45 Min./km. Leider übersah ich manche Kilometerfahne, immer wenn sie ungünstig im Wind stand. Im Grunde fühlte ich mich mit dem Tempo aber wohl, weshalb ich es zunächst nicht änderte. Ich war mir sogar sicher, dass ich es bei guten Bedingungen beim Berlin-Marathon bis zum Schluss würde halten können. Ob es in Rom auch funktionieren würde, wusste ich nicht, aber ich wollte das Risiko, am Ende mit positiven Splits laufen zu müssen, in Kauf nehmen.
KilometerSplitsGesamt
1-29:350:09:35
3-49:130:18:48
54:450:23:33
6-79:270:32:59
84:390:37:39
9-109:260:47:05
11-1314:171:01:21
144:481:06:09
154:411:10:49
164:471:15:36
17-1914:231:29:59
204:461:34:45
214:551:39:40
22-239:431:49:23
244:551:54:18
254:501:59:08
264:582:04:06
274:592:09:05
284:512:13:56
294:482:18:44
305:022:23:46
315:092:28:55
324:542:33:49
334:562:38:45
344:582:43:43
355:012:48:44
36-3815:273:04:11
39-4220:333:24:44
Ziel0:593:25:43


Das Zentrum verließen wir sehr schnell und sehr bald liefen wir durch Vororte oder Randgebiete und sogar an Industriebrachen vorbei. Ich war erstaunt, wie klein doch das Zentrum von Rom ist. Ansprechend fand ich die Strecke nicht. Den Tiber konnten wir nicht immer sehen und wenn, dann war er nur ein normaler Fluss. Endlich überquerten wir den Tiber und liefen an der anderen Seite wieder nach Norden zurück zum Zentrum. Der Zuschauerzuspruch war erschreckend schwach. Nicht nur, dass kaum Zuschauer am Streckenrand standen, auch waren diese wenigen Zuschauer auch extrem ruhig. Darüber war ich sehr enttäuscht, schließlich hatte ich eine ganz andere Vorstellung von den temperamentvollen Italienern. An Temperament war nichts zu erkennen. Wenn es mal laute Anfeuerungen gab, kamen sie offensichtlich von Angehörigen von ausländischen Teilnehmern. Auch im Zentrum, welches wir nun wieder erreichten, wurde es mit dem Zuschauerzuspruch nicht viel besser. Wir liefen nun wieder rechts vom Tiber. Kurz nach der Engelsburg ging es wieder auf die linke Seite, wo wir etwas später direkt auf den Petersplatz zu liefen. Das war sehr schön, aber danach war das Zentrum auch schon wieder zu Ende und wir liefen nach Norden erneut in die Vororte bzw. an den Stadtrand. Damit war auch schon die Hälfte des Marathons geschafft. Die HM-Marke passierte ich nach 1:40 Stunden, aber mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich auf der zweiten Hälfte mindestens würde langsamer laufen müssen. Meine rechte Wade hatte sich verkrampft und ich hatte Sorge, überhaupt flüssig weiter laufen zu können. Die vielen Sightseeing-Kilometer hatten wohl ihren Tribut verlangt. Zum Glück wurde die Verkrampfung nicht schlimmer und ich konnte zumindest weiter laufen, auch wenn jeder Schritt etwas weh tat.

In der Nähe des Olympiastadions, wo die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum letzten Male Weltmeister wurde (1990) und wo wir uns einen Tag später ein Spiel der Roma der ersten italienischen Liga anschauen wollten, ging es wieder auf die östliche Tiberseite, wie gehabt durch langweilige Randgebiete. Jetzt kamen allerdings auch noch Anstiege dazu und die Wärme wurde mir richtig unangenehm. Alle fünf Kilometer, zwischen den regulären Verpflegungsstationen, die so ok waren wie auch beim Berlin-Marathon, gab es Schwammstationen. Es wurden in Wasser eingetauchte Schwämme gereicht so viele man wollte. In Deutschland gab es das zu Beginn meiner Volkslauf-Karriere auch noch, aber vor ca. 20 Jahren wurde das aus Umweltgründen abgeschafft. Auch in anderen Ländern habe ich das nicht mehr erlebt. In Italien stört man sich offenbar nicht daran. Ich muss zugeben, dass ich insbesondere auf der zweiten Hälfte mir auch immer einen nassen Schwamm habe reichen lassen. Ich konnte damit mein Gesicht und die Arme befeuchten und drückte den Schwamm am Ende über meinen Kopf aus. Erfrischungs- statt Schwammstationen, wo man einfach nur Wasser hätte bekommen können, wären mir allerdings lieber gewesen.

Mittlerweile lief ich nur noch 5er Tempo und auch nur dieses zu halten fiel mir zunehmend schwerer. Endlich erreichten wir wieder das Zentrum und am Straßenrand waren auch mehr Menschen. Aber wenn Ihr glaubt, dass die sich für den Marathon interessierten, habt Ihr Euch weitgehend geirrt. Das waren meist Touristen oder Inländer, die eher genervt vom Marathon waren oder mindestens ignorant. Die liefen da einfach nur vorbei und wollten von A nach B und schauten gar nicht herüber zu uns in einer Phase, wo jeder Zuspruch und jede Anfeuerung besonders gut getan hätte.

Immerhin liefen wir nun an den schönsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Nach der Piazza Navona waren wir dem Ziel vor Kilometer 35 schon sehr nahe, aber wir wurden noch einmal nach Norden geschickt bis zur Piazza del Popolo. Ich nahm die Sehenswürdigkeiten schon noch wahr, musste aber nun kämpfen. Die letzten Kilometer gab es fast ausschließlich Kopfsteinpflaster, den ich doch als sehr belastend empfand. An der spanischen Treppe und am Trevi-Brunnen ging es auch noch vorbei.

Auf dieses Bild bin ich erst im Januar 2013 aufmerksam gemacht worden: Ich laufe gerade am Trevi-Brunnen vorbei!
Rom-Marathon 2012
Quelle: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151378996231211&set=a.243514106210.177693.196761011210&type=1&theater



Als wir wieder endlich wieder die Piazza Venezia erreichten, wusste ich, was mir noch bevor stand, denn am Nationalmonument und am Circus Maximus vorbei bin ich ja schon am Anfang gelaufen. Diesmal fielen mir die Steigungen aber wesentlich schwerer. Vom Circus Maximus aus wehte uns auch noch Sandstaub ins Gesicht. Vor der Zielgeraden, die identisch mit der Startaufstellung war, mussten wir noch einmal komplett um das Kolosseum laufen, was ich aber nicht mehr genießen konnte. Ich war froh, als ich endlich nach 3:25:44 Stunden im Ziel war.
Nach längerer Zeit bin ich mal wieder mit positiven Splits gelaufen, bin aber dennoch zufrieden. Rom ist ein schwieriges Pflaster, wenn man am Limit läuft. ;-)

Es war übrigens mein 20-schnellster Marathon und mein 35. Marathon insgesamt.
Ich würde sagen, dass der Rom-Marathon von meinen bisherigen auswärtigen Marathons der am wenigsten schönste war wegen der nicht vorhandenen Zuschauerresonanz, der zu einem großen Teil langweiligen Strecke und dem vielen Kopfsteinpflaster. Der Organisation kann man dagegen keinen Vorwurf machen. Es ist in Rom gar nicht möglich, eine Streckenführung zu finden, die allen Wünschen gerecht wird: Sehenswürdigkeiten, immer Zentrumsnähe, keine Steigungen, kein Kopfsteinpflaster.



Hier sind meine Bilder aus Rom!




Meine offiziellen Zeiten:
Rom-Marathon 2012

Quelle: http://www.tds-live.com/ns/index.jsp?login=&password=&is_domenica=-1&nextRaceId=&dpbib=&dpcat=&dpsex=&id=4529&pageType=1&servizio=000&locale=1040#






































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