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Frank P. - Meine Laufberichte






15.05.2016 Riga-Marathon

Mein 42. Marathon

Über den Riga-Marathon hatte ich in den vergangenen Jahren nur Positives gehört von Läufern, die dort am Start waren, auch über die Stadt selbst. Ein Besuch in Riga mit Marathon-Lauf wurde mir sehr empfohlen. Da ich mir als Frühjahrsmarathon immer gern etwas Neues aussuche und da J.R Marathonteilnahmen in europäischen Hauptstädten „sammelt“, war es nicht so schwer, uns darauf zu einigen, im Frühjahr 2016 mal den Riga-Marathon in Angriff zu nehmen.

J.R. hatte leider das Pech, sich eine Woche vor dem Riga-Marathon beim Handball-Spiel so stark zu verletzten, dass ein Start für ihn ausgeschlossen war. Zum Glück ist er zumindest aber mitgeflogen, wozu er zunächst gar keine Lust hatte, da selbst einfaches Gehen nur mit Humpeln und leichten Schmerzen möglich war.
Die Anreise verlief unproblematisch. Riga empfing uns mit traumhaftem Wetter bei 20°C. und Sonnenschein. Leider war allerdings für Samstag und Sonntag, dem Marathontag, ein Wetterumschwung mit starkem Regen und kühleren Temperaturen vorausgesagt, so dass wir viel Zeit mit Sightseeing verbrachten, so lange es noch angenehm ging. Riga ist eine recht schöne Stadt mit einer besonders schönen kleinen Altstadt. Wo Gebäude im Krieg zerstört wurden sind sie mittlerweile zum größten Teil wieder detailgetreu aufgebaut worden, zumindest die Fassaden. Außerhalb der Altstadt gibt es sehr schöne Jugendstil-Häuser und und auf einer Insel der Düna, etwas abseits vom Zentrum, steht ein dreibeiniger Fernsehturm, der höher ist als der Berliner. Viel waren wir mit Leih-Fahrrädern unterwegs.
Auch die Startnummern holten wir bereits am Freitag ab. Die Messe war sehr übersichtlich.

Riga-Marathon 2016
Scan der Startnummer



Der Samstag stand dann im Zeichen von Museumsbesuchen. Wie im Wetterbericht angekündigt war der ganze Tag verregnet, teilweise mit Starkregen, und auch für den Sonntag und explizit für die Zeit des Marathons wurde ergiebiger Regen vorhergesagt, was meine Vorfreude natürlich erheblich trübte.

Unser Hostel in der Altstadt war nicht einmal 10 Minuten Fußweg vom Start- und Zielbereich entfernt, der sich auf der Straße des 11. November befand, der an anderen Tagen verkehrsreichen Hauptstraße zwischen Altstadt und Düna. Daher konnte ich auf Kleiderabgabe ganz verzichten und bin eine halbe Stunde vor Start, fertig in meiner Euch bekannten Laufkleidung mit ForumTeam-Singlet, aus dem Haus gegangen. Aufgestanden bin ich eindreiviertel Stunden vor dem Start. Für Frühstück und Toilette hat das locker ausgereicht.
Zu meiner Freude war es noch trocken. Um es vorweg zu nehmen: Der Regen wartete damit, loszuprasseln, bis ich im Ziel war. Welch ein Glück! Es war zwar trübe und windig und eher ungemütlich, aber im Grunde waren das für mich sehr gute Bedingungen für einen optimalen Lauf.

Der Start war um 8:30 Uhr. Als ich um 8:10 Uhr in den Startbereich ging, stand ich noch ziemlich einsam auf der großen Straße, aber danach füllte sich das Startfeld sehr schnell. Marathon- und Halbmarathonläufer waren gemeinsam am Start, nur zu unterscheiden an der Farbe der Startnummer. Später am Tag gab es noch einen 10-km- und einen 6-km-Lauf. Insgesamt waren etwa gut 5.000 Personen am Morgen am Start. Am Ende gab es knapp 1.500 Finisher beim Marathon und gut 3.500 HM-Finisher.
Nach dem Startschuss wurde La Donna È Mobile mit Luciano Pavarotti abgespielt. So hatte ich für die ersten Minuten ein schönes Lied im Ohr und gute Laune.

Zunächst ging es nach Norden und gleich unter die Vansu-Brücke durch, die auch über die Düna geht und über welche die Marathon-Läufer noch jeweils zweimal hin und zurück zu laufen hatten. Die Vansu-Brücke ist die letzte Brücke Rigas und auch die letzte Brücke vor der Ostsee, in die nach 14 km flussabwärts die Düna fließt.
Von der Brücke winkten und jubelten noch viele Zuschauer zu, aber danach wurde es schlagartig ruhig und es befand sich im Grunde niemand an der Strecke, obwohl wir uns noch mitten im Stadtgebiet von Riga befanden. Das fand ich irritierend und enttäuschend, aber es half ja nichts. So musste es eben ohne Zuschauerunterstützung laufen, was für mich persönlich immer schwieriger ist und vor allen Dingen weniger Spaß macht. Nach anderthalb Kilometern ging es dann rechts ab, also weg von der Düna durch bebautes Stadtgebiet. Auch wenn in den schönen Häusern Menschen wohnten, waren sie jedenfalls nicht zu sehen. Es wurde in etwa ein großer Kreis im Uhrzeigersinn gelaufen, damit wir auf die große Vansu-Brücke vor km4 auf der Hauptverkehrstsraße hinauflaufen konnten. Der Anstieg machte mir hier bei der ersten Brückenüberquerung noch nichts aus. Bei der zweiten, dann km32, war es anders. Die Düna ist in Riga breiter als die Donau in Budapest oder der Rhein in Köln, etwa 600m. Entsprechend lange hatte man über die Brücke zu laufen. Dort zog es sich weit über einen km hin mit den ganzen Brückenpfeilern. Es war dort oben windig und die Aussicht war am Marathontag leider nicht gut. Ansonsten hat man von dort aus eine wunderbare Aussicht auf die Silhouette der Altstadt, auf den Fernsehturm und andere markante Gebäude Rigas. Noch vor dem eigentlichen Ende der Brücke ging es schon rechts ab auf eine große Düna-Insel, wo es ein paar wenige schicke neue Häuser gab, aber auch noch viel Ödland. Dann ging es wieder zurück hinauf auf die Brücke, aber nicht gleich wieder zurück auf die andere Düna-Seite sondern erst einmal weiter bis zum Ende der Brücke, wo es eine Wende gab und dann erst ganz zurück ging. Komplett zieht sich diese Brücke über zwei Kilometer. Da wir Marathonis ja dort zweimal hin und zurück laufen mussten, sind wir insgesamt acht Kilometer auf dieser Brücke gelaufen.

Wieder auf der anderen Seite angekommen gab es nach ein paar hundert Metern dann doch ein Highlight oder für mich eigentlich zwei: Als wir auf den Platz vor dem Freiheitsdenkmal einbogen, stand dort J.R., feuerte mich an und machte ein Foto. Auf den etwa 100 Metern bis zum Denkmal waren Tische aufgestellt, auf denen mutmaßlich Letten in traditionellen Trachten standen, sowohl Frauen als auch Männer, und gut gelaunt die Läufer anfeuerten und abklatschten, sofern man das wollte. Ich habe dieses Angebot sehr gerne genutzt und meine Stimmung war dann auch gleich viel besser. Nach dem Freiheitsdenkmal ging es gut einen km geradeaus die Hauptstraße entlang und nach einer Wende wieder zurück. J.R. stand immer noch an derselben Stelle und hat mich sogar gefilmt.

Riga-Marathon 2016
km11: Die Spitzengruppe biegt ein auf den Platz vor dem Freiheitsdenkmal. Foto von J.R.


Riga-Marathon 2016

Riga-Marathon 2016
km11: Frank P. auf dem Platz vor dem Freiheitsdenkmal. Foto von J.R.




Der Video-Clip von J.R.!
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Nun wurde auf direktem Weg die Altstadt durchquert, was ich einerseits nicht so toll fand, weil ich für einen halben Kilometer auf grobem Kopfsteinpflaster laufen musste, wie er in der Altstadt fast überall vorkommt. Andererseits war das aber auch ganz nett und dort waren auch wenigstens ein paar Zuschauer.
Nach Durchqueren der Altstadt befanden wir uns wieder auf dem Ausgangspunkt des Rennens auf der Straße des 11. November. Nun ging es aber noch nicht nach rechts auf die zweite Runde, denn wir hatten erst 14 Kilometer absolviert, sondern es ging nach links und zwar immer auf der Hauptstraße am großen Fluss entlang fast fünf Kilometer, bis es eine Wende gab und wir die selbe Strecke wieder zurück liefen. Dieser Abschnitt war nicht so wirklich spannend, da das Stadtgebiet sich sehr schnell zum Industriegebiet veränderte. Allerdings konnten wir fast immer auf die Düna schauen. Das war beispielsweise letztes Jahr beim Lissabon-HM ganz anders, als der Blick zum Tejo weitgehend zugebaut war.

Sportlich lief es jetzt sehr gut für mich. Das Tempo war bei mir von Anfang an etwas schneller als ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Vorgenommen hatte ich mir genau 5er Tempo oder geringfügig darüber. Ein schnelleres Tempo würde ich nicht über die gesamte Marathon-Distanz durchhalten können, hatte ich mir vorher ausgerechnet und überlegt und mir eine Zielzeit zwischen 3:30 Std. und 3:35 Std. vorgenommen. Letztes Jahr in Hamburg bin ich 3:34:54 gelaufen. Das wollte ich gern unterbieten und dabei möglichst nah an die 3:30 Std. heran kommen. Da mein Tempo aber etwas schneller als 5er Schnit war und es aber trotzdem gut lief, hielt ich nun sogar eine Zeit unter 3:30 Std. für möglich. Die 3:30-Pacer, gut zu erkennen mit ihren großen roten Luftballons, waren von Anfang an nie weit vor mir von mir entfernt und nun merkte ich, wie der Abstand von Kilometer zu Kilometer immer geringer wurde bis ich schließlich zu ihnen aufschloss. Als wir wieder ins Start-Ziel-Gebiet kamen, lief ich gemeinsam mit den 3:30-Pacern.

Die Halbmarathonläufer hatten nun Feierabend und durften ins Ziel laufen, während wir Marathonläufer am Ziel vorbei liefen und auf die zweite Runde geschickt wurden. Wir hatten wieder die Vansu-Brücke nach Norden zu unterqueren. Diesmal stand J.R. oben und machte ein Bild von mir, bevor er mir zurief. Auch von der anderen Seite der Brücke knipste er dann noch meinen Rücken. ;-)

Riga-Marathon 2016

Riga-Marathon 2016
Fotos von J.R. von der Vansu-Brücke bei km 23


Ich fühlte mich gut und war zuversichtlich, dass die Pacer mir bis zum Ziel nicht mehr enteilen würden und ich somit tatsächlich unter 3:30 Std. bleiben würde. Nach km25 war in dieser zweiten Runde eine zusätzliche 5-km-Schleife eingebaut, die uns durch langweiliges Wohngebiet, aber auch an der Messe vorbei, wo wir unsere Startnummern abgeholt hatten, führte. Plötzlich fiel es mir nun doch schwer, mit den Pacern mitzuhalten. Erst dachte ich, die Pacer hätten das Tempo angezogen, aber die Uhr bestätigte, dass sie vollkommen konstant liefen. Zwei oder drei Kilometer versuchte ich noch, dran zu bleiben, aber dann musste ich schweren Herzens die Pacer ziehen lassen. Sehr lange Zeit konnte ich sie vor mir noch sehen, aber der Abstand vergrößerte sich langsam, aber kontinuierlich. Ich hatte noch fast 15 Kilometer zu laufen und fühlte mich nun nicht mehr gut. Aber trotzdem riss ich mich zusammen. 5:10er Schnitt wollte ich die letzten Kilometer zumindest noch schaffen und mein ursprüngliches Ziel, zwischen 3:30 und 3:35 Std. anzukommen, würde ich dann noch erreichen.

Die letzten Kilometer waren gekennzeichnet durch Auf-die-Zähne-beißen und Kämpfen. Die Anstiege auf die Vansu-Brücke fielen jetzt besonders schwer. Bei dem Gefälle konnte ich dagegen wieder ein paar Sekunden gut machen. Ich war froh, als ich wieder am Freiheitsdenkmal war und nur noch drei Kilometer zu laufen hatte. Beim 42. Kilometer durch die Altstadt musste ich mich bei meiner Erschöpfung noch konzentrieren, dass ich bei dem groben Kopfsteinpflaster nicht noch umknickte. Das km42-Schild stand genau in der Kurve zur Straße des 11. November. Nach links mussten wir, anders als nach der ersten Runde, nicht mehr laufen, dafür liefen wir auf der zweiten Hälfte ja die Zusatzschleife nach km25. Rechts herum war die Zielgerade also erreicht. 3:31:01 stoppte ich im Ziel mit der Hand. Vielleicht würde offiziell sogar noch eine 3:30er Nettozeit herauskommen, hoffte ich und später bestätigte sich das ja auch.


Riga-Marathon 2016
Der Zielbereich bevor die Marathonläufer eintreffen. Vansu-Brücke (rechts) und Düna sind zu sehen. Foto von J.R.




Ich bekam eine schöne Medaille und einen Verpflegungsbeutel mit üblichem, eher unterdurchschnittlichem Inhalt. Lange hielt ich es nicht mehr im Zielbereich aus, weil es nun anfing zu regnen und mir auch kalt wurde. Zum Glück hatte ich es ja nicht weit zum Hostel.
Mit meiner offiziellen Nettozeit von 3:30:58 Std. bin ich exakt 5er Schnitt gelaufen und dabei 333. von knapp 1.500 Finishern geworden. Am Ende war ich damit absolut zufrieden!






KilometerSplitsGesamt
14:520:04:52
24:530:09:45
34:590:14:44
4-59:560:24:40
64:530:29:33
75:090:34:42
8-99:500:44:32
105:300:50:01
114:490:54:50
124:560:59:46
134:491:04:34
144:501:09:24
155:021:14:26
164:591:19:25
174:531:24:18
184:591:29:17
194:511:34:08
205:021:39:11
214:541:44:05
225:011:49:05
234:571:54:03
244:531:58:56
25-2610:002:08:55
274:572:13:52
285:012:18:54
295:122:24:06
305:002:29:05
315:022:34:07
325:162:39:23
335:012:44:24
345:062:49:30
355:102:54:40
365:072:59:47
375:153:05:02
385:033:10:05
394:513:14:56
405:123:20:07
414:523:25:00
425:063:30:06
Ziel0:553:31:01





Riga-Marathon 2016
Urkunde (Selbstausdruck) und Medaille.







Hier sind noch weitere Bilder aus Riga!










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