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Frank P. - Meine Laufberichte






06.08.2005 - City-Nacht über 10 km

Meine 10. City-Nacht: Ein denkwürdiges Rennen mit dramatischem Schlussfinish

Cameron war extra aus Köln angereist, um bei der City-Nacht endlich mal unter 40 Minuten zu laufen. Die Wetterbedingungen waren ja richtig gut. So kühl wie diesmal war es bei allen meinen vorangegangenen neun City-Nächten nicht. Im Gegenteil: Es war eigentlich immer sehr warm. Und der Regen, der den ganzen Nachmittag immer wieder schauerartig über Berlin niederging, hatte sich zum Abend hin auch endgültig verzogen.

Cameron war das reinste Nervenbündel. Bereits weit über eine Stunde vor dem Start drängte er zum warm laufen. Zwischendurch griff ich noch zu einem Bier, weil ich Durst hatte. Ausreichend warm gelaufen und hydriert standen wir schließlich im Starterfeld neben Marathonjez und 2-3 Reihen hinter houari, J.R. und NiK. Da das Wetter so unglaublich gut war, dachte ich tatsächlich daran, dass eine persönliche Bestzeit vielleicht möglich sein könnte, obwohl ich definitiv nicht, was Kurzstrecken betrifft, in der Form von vor drei Jahren bin, als ich mit ausschließlich Tempoläufen für das harte Havellaufduell mit Sabinchen trainiert hatte und in der Folge darauf bei der City-Nacht 39:04 gelaufen bin, was mir seither nie wieder gelang.

Meine Taktik war es, direkt schon mit Bestzeitentempo los zu laufen, um nicht möglicherweise entscheidende Sekunden zu verschenken und auszutesten, ob es mir überhaupt möglich sein würde, ein solches Tempo bis zum Ziel durchzulaufen.
Meine schnellsten Kurzdistanz-Läufe hatte ich ja, wenn ich die erste Hälfte richtig schnell lief. So lief ich den ersten km mit 3:43 sogar noch etwas schneller als Marathonjez, der mich dann aber bald überholte. J.R.s und houaris Rücken konnte ich auch eine Weile noch sehen. Cameron war hinter mir, da ich ihn nicht sah. Obwohl ich mich das gesamte Rennen nicht einmal umdrehte, wusste ich, dass er nicht weit hinter mir war. Die weiteren Kilometer lief ich etwa im 3:50er Tempo, was aber viel zu schnell war, was ich bald selbst merkte. Kilometerschild 5 passierte ich nach ziemlich genau 19 Minuten, war aber zu dem Zeitpunkt schon ziemlich fertig. Das Bestzeitenziel schien mir in weite Ferne gerückt zu sein, denn mir war klar, dass ich die zweite Hälfte vielleicht nicht einmal mehr ein 4er Tempo würde halten können.

Ecke Knesebeckstraße vernahm ich über Megaphon: „Frank Paschke vom ForumTeam auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit!“ Danke, Hübi für diese Anfeuerung! Obwohl ich jedoch an die Bestzeit schon nicht mehr glaubte, motivierte es mich doch, die nächsten Kilometer wenigstens 4er Tempo zu laufen. Aber es wurde zum Ende hin immer härter. Die PB hatte ich schon abgeschrieben. Ich wollte eigentlich nur noch eine 39er Zeit laufen und rechnete mir aus, dass ich mir dafür für die letzten drei km ja einen 4:15er Schnitt erlauben könnte. Es überholten mich auch Läufer, aber komischerweise war Cameron noch nicht dabei. Ich rechnete fest damit, dass er mich noch überholen würde. Etwa bei km 8,5 feuerte mich aragorn an. Sekunden später hörte ich, wie er auch Cameron anfeuerte und ihn explizit motivierte, zu mir aufzuschließen. Es dauerte aber noch gut einen Kilometer, bis Cameron mich endlich überholte. Da er allerdings nicht gerade einen fitten Eindruck machte und das Ziel ja nahe war, blieb ich an ihm dran.
Schließlich sah ich das Ziel, so dachte ich jedenfalls, hell erleuchtet hundert Meter vor uns. Ich entschloss mich, mit einer Energieleistung noch mal die allerletzten Reserven aus mir rauszuholen und Cameron zu übersprinten. Sollte ich halt im Ziel zusammen brechen, aber diese letzten hundert Meter konnte ich noch sprinten. Der Sprint muss richtig gut gewesen sein, denn gegenüber Cameron hatte ich plötzlich etliche Meter Vorsprung. Aber wo war denn da die rote Zielmatte? Plötzlich begriff ich, dass wir ja noch gar nicht im Ziel waren, sondern erst in diesem blöden Licht-Nebel-Tor. Und natürlich war ich mit den Kräften nun am Ende. Ich bin heilfroh, dass ich es geschafft habe, überhaupt noch weiter zu laufen und mich ins tatsächliche Ziel zu retten. Natürlich konnte ich nichts mehr zusetzen, so dass Cameron erneut an mir vorbei zog und zwei Sekunden vor mir die wirkliche Ziellinie überschritt.

Ich war zunächst so wacklig auf den Beinen, dass ich Cameron gerade mal einen Klaps auf die Schulter geben konnte und, ohne etwas zu sagen, erst einmal langsam weiter gehen musste, denn wenn ich stehen geblieben wäre, hätte ich mich nicht auf den Beinen halten können. Als ich endlich bei houari und Marathonjez stehen blieb, ging es mir schon etwas besser, obwohl mir Marathonjez später sagte, dass ich bleich aussah. Ich glaube, erst dort habe ich das erste mal geschaut, welche Zeit ich überhaupt gestoppt hatte. Ich traute meinen Augen kaum, als ich auf meiner Uhr 39:03:49 ablas, also weniger als eine halbe Sekunde unter meiner alten Bestzeit. So musste ich also noch abwarten, bis die offiziellen Zeiten im Internet standen, um zu erfahren, ob ich nun tatsächlich eine neue PB gelaufen bin oder nicht. Da ich offiziell von Mika-Timing dann sogar eine 39:02 zugeschrieben bekam, bin ich also ganze zwei Sekunden schneller gewesen als bei meiner bisherigen Bestzeit von 2002. Das hätte ich zur Mitte der zweiten Hälfte des Rennens wirklich nicht mehr für möglich gehalten. Der letzte Kilometer mit dem Sprint gegen Cameron muss dann wohl noch deutlich schneller als 4 Minuten gewesen sein. Deshalb herzlichen Dank an Cameron, denn ohne ihn wäre ich um einige (entscheidende) Sekunden später ins Ziel gekommen. Und natürlich herzlichen Glückwunsch an Cameron, der nicht nur das erste Mal Sub40 gelaufen ist, sondern das auch noch ganz deutlich geschafft hat und nebenbei auch noch Frank P. geschlagen hat.

An diesen Lauf werde ich noch lange zurück denken!


Selbstverständlich herzlichen Glückwunsch auch an alle anderen Finisher, ob mit oder ohne Bestzeiten! Es sind ja richtig gute Zeiten gelaufen worden. Wenn ich da beispielsweise an houari denke, der zwischendurch anhalten und am Straßenrand ko**en musste, aber dann dennoch eindrucksvoll PB lief, oder an Marathonjez, für den sich der Traum erfüllte, gemeinsam mit houari durchs Ziel zu laufen!
Und tatsächlich haben es fünf ForumTeam-Starter geschafft, unter 40 Minuten zu bleiben!




Und weil er so gut dazu passt hier der Bericht von Cameron:

Na endlich !!

Es gibt ja immer wieder Dinge im Leben, die man gerne mal erreichen möchte, so was wie Heiraten, Kinder kriegen, Baum pflanzen oder Haus bauen. Bei mir sieht bzw. sah die Liste anders aus: Unter 3:30 laufen, unter 1:30 laufen und vor allem und zuerst unter 40 laufen !

Die City-Nacht wurde mir für meinen vierten(!) ernsthaften Sub 40-Versuch „wärmstens“ empfohlen, nachdem ich eine Serie von 40:12, 40:11 und zuletzt 40:10 hingelegt hatte. Ja, das ist kein Scherz, wenn Deppen laufen kommen solche Zeiten zustande.

Die wärmste aller Empfehlungen war sehr wörtlich zu nehmen, soll doch die City-Nacht in Berlin ein Lauf mit eingebauter Hitzegarantie sein. Und bekanntlich bin ich ja ein ausgemachter Hitzeläufer… Mein Gedanke war, die Strecke ist platt wie eine Flunder, enthält lange Geraden, soll sauber vermessen und das Rennen gut organisiert sein, und außerdem würde ich viele bekannte Gesichter und Antreiber auf und an der Strecke sehen.

Und dann dachte ich mir noch, dass ja auch ICH mal Glück mit dem Wetter haben könnte und ignorierte einfach die Temperatur-Warnhinweise. Die Tage vorher war die Berliner Wetteronline-Site meine Startseite und das Grinsen wurde beim Anblick der Vorhersage breiter und breiter.

Am Mittwoch zuvor ging gar nichts mehr, Abbruch der Intervalleinheit. Den TDL am nächsten Morgen hatte ich mir als Strafe verordnet und er verlief entsprechend bescheiden. Im 4:14er Schnitt rannte ich meine 11km ziemlich am Limit, bekam dabei den Puls nicht hoch (wohl weil’s 8.30 Uhr war) und traf ziemlich kaputt und gefrustet zu Hause ein. Fazit jener Woche: Vergiss die Sub 40 und versuch ´ne 40:09 abzuliefern, wenn überhaupt. Dass mein Rücken seit fast zwei Wochen schmerzte und ich zeitweise krumm durch die Landschaft trabte machte den Bock auch nicht fetter.

Am Samstag mit dem Flieger eingeschwebt und gleich ´ne Jacke übergezogen, ein gutes Zeichen! Frank gewährte mir wieder Asyl und als Erstes haben wir, aus Sicherheitsgründen 7 Stunden vor dem Lauf, jeweils eine Riesenportion Spaghetti verdrückt, man weiß ja nie wie lange ein 10er so werden kann. Bald kam auch J.R. in die Runde und wir nahmen per BVG Kurs Richtung Ku´damm.

Mein Gott was ist das voll hier! Wie im Ameisenhaufen! Was ich als Extremfrühdaseinfanatiker ja überhaupt nicht ab kann, ist das Nichtvorhandensein einer Startnummer sowie null Kenntnis der Startlogistik 1,5 Stunden vor dem Lauf. Deshalb nix wie Startnummer holen, dann Dixi, kurzes Treffen mit ein paar sehr relaxten Foris, wieder Dixi, J.R. und Frank genervt doch endlich mal Richtung Umkleide zu gehen, nochmal Dixi, umziehen, Singlet light plus Mülltüte, abermals Dixi, und dann endlich 45min (und nicht 1,5 Stunden, liebe Ulrike ) vor dem Lauf zusammen mit Frank mit dem chaotischen Einlaufen begonnen. Hatte einigermaßen Angst nach einem Frontalaufprall mit anderen Läufern an Ort und Stelle zu versterben. Letzmalig Dixi.

Frank will so spät wie möglich in den Block, ich dränge ihn aber 15min vorher selbigen doch endlich zu besteigen. Und wie schön ist es hier, man kann sich sozusagen in Luv von der Linie wunderbar weiter einlaufen. Um mich herum viele Foris, darunter die schnellen Hasen und auch andere bekannte Gesichter vom Havellauf.

Und dann gehts endlich los. Welch geile Temperatur und welch eine tolle Stimmung! Meine Taktik ist klar, bloß nicht WIEDER zu schnell loslaufen, dann versuchen ENDLICH mal halbwegs gleichmäßig einer 4er Schnitt zu laufen und BITTE nicht wieder auf dem letzten Kilometer alles verschenken.

So ziehe ich von dannen und komme mir ziemlich langsam vor, plus Starteuphoriegeschwindigkeit, also genau richtig. Bei KM 1 schreitet Marathonjez anmutig an mir vorbei. Sein Laufstil beeindruckt mich, so locker und anstrengungslos und gleichzeitig so verdammt schnell, wow ! Zu Beginn ist es noch ziemlich eng, was mir hilft nicht zu hektisch anzugehen, also kein Problem. Frank läuft wenige Meter vor mir, doch ich sehe schon auf dem ersten Kilometer, dass er sich Zentimeter um Zentimeter von mir entfernt. Das ist keine überraschung, ist er doch auf 10km deutlich schneller als ich. Bald sehe ich Hübi links an der Strecke, er feuert Frank an, den ich versuche im Blick zu halten, was mir auch gelingt. Bis KM 4 fühle ich mich einigermaßen, muss mich aber schon sehr aufs Tempo konzentrieren. Der KM 5 nervt irgendwie, noch nicht mal die Hälfte geschafft und noch über die Hälfte vor mir , ätzendes Gefühl. Frank hat sich über 100m von mir abgesetzt und mein Atem wird deutlich lauter. Wie ich das hasse.., das mit dem Atem. Zurück auf dem Ku´damm fühlt es sich schon an wie auf der Zielgeraden. Viel Publikum und es geht geradeaus. Ich stoppe jeden Kilometer, nehme aber nur wahr, dass ich noch locker auf Sub 40 unterwegs bin, aber das war schon mehrfach der Fall, vor dem Fall…

Mein Gott, die Kilometer werden länger, doch siehe da, Frank kommt mir näher. An mir kann es nicht liegen, ich laufe halbwegs konstante Splits, also scheint er langsamer zu werden. Mein Blick krallt sich an seinem Rücken fest, noch sind es bei KM 7 vielleicht 70 Meter. Nach der Wende höre ich einen Uli-Schrei von links. Die Stimme unverkennbar, es kann nur das Frögchen sein. KM 8 und 50 Meter bis Frank, ich kämpfe und verfluche den Erfinder des 10ers. Wohl kurz vor KM 9 steht Aragorn rechts an der Strecke und ich Depp rufe „Hallo Jürgen“ und er antwortet „Uli, bleib an Frank dran!“, ich denke, Mist, hoffentlich hat Frank das nicht gehört, schließlich befinde ich mich a) am Limit und b) in Ranschleichfahrt. KM 9, es dämmert schon stark, nicht nur was die Helligkeit angeht. Der Blick auf die Uhr zeigt 35:X2, ich kann das X nicht entziffern und weder denken noch rechnen, vergesse die Uhr, konzentriere mich auf mich. Weit vor mir sehe ich eine Lightshow auf der Strecke, das Ziel? Kann nicht sein, steht nicht dran und wir sind in Deutschland! 100m vor den Lichtern überhole ich Frank, schaue nicht rüber, nur nach vorne, sehe durch die Lichter das Ziel, steht dran. Plötzlich sprintet Frank an mir vorbei, wie ein Blitz! Mann, hat der noch Reserven, denke ich. Ich laufe weiter, gebe mich noch nicht geschlagen, er wird langsamer, ich ziehe an ihm vorbei, noch 100m, ich sprinte ins Blaue, bin alleine. Endlich geschafft und ein Blick auf die Uhr zeigt eine 39:00,8. ICH GLAUB ES NICHT! Das ist ja der Hammer! Freue mich riesig, kann aber kaum noch stehen. Frank torkelt neben mir, sieht etwas blass aus, ist aber wenig später wieder fit.

So langsam realisiere ich, dass ich erstmals unter 40 gelaufen bin, und wie! Werde übermütig, vielleicht kann es offiziell ja noch eine 38:59…., größenwahnsinnig! Es bleibt bei einer glatten 39:00.

Ein toller Lauf! Alles hat gestimmt! Die Strecke, die Temperatur, die Startzeit, die Stimmung, das Umfeld und der Hase . Ohne Frank wäre es wieder verdammt knapp geworden. Es hilft ungemein einen schnellen Orientierungspunkt zu haben und sich an diesem festzukrallen. Und dass er dabei auch noch eine PB gelaufen ist, einfach klasse!

Nach dem Lauf hat mir der 10er plötzlich Spaß gemacht, aber eben nur danach, unterwegs ist es für mich immer eine maximale Quälerei. Bin einfach zu alt für die Kurzstrecke .

Glückwunsch an all die anderen Foris und die vielen PB-Killer! Besonderer Kniefall vor Houari, wie kann man nach einer K-Pause noch so eine Zeit rennen, bzw. überhaupt noch rennen, einfach unglaublich! Anschließend konnte er aber wieder problemlos feste Nahrung zu sich nehmen.

Am Sonntag sind wir dann noch gute 18km im Grunewald gelaufen. Trotz sehr gemäßigter Geschwindigkeit war es anstrengend, die Beine waren irgendwie heftig platt, warum nur… ?

Meine Splits:

KM 1:…3:43
KM 2:…3:45
KM 3:…4:00
KM 4:…3:51
KM 5:…3:58
KM 6:…3:59
KM 7:…3:58
KM 8:…4:02
KM 9:…3:56
KM10:..3:48











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