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Frank P. - Meine Laufberichte






05.04.2009 - Paris-Marathon

Auf der Agenda stand der Paris-Marathon für mich schon seit einigen Jahren, wenn auch nicht an allererster Stelle derjenigen Marathons, die ich unbedingt gern mitlaufen wollte. Nachdem ich schon einmal, vor drei Jahren bei der 30. Ausgabe, eine Anmeldung wegen zu schnellem Erreichen des Teilnehmerlimits verpasst hatte und ich in der Zwischenzeit mit New York, London und Stockholm die ganz oben in meiner privaten Liste stehenden Auslands-Marathons bereits kennen gelernt hatte, kam mir vor gut einem halben Jahr die Frage meines Laufzwillings J.R., ob wir denn nicht in 2009 gemeinsam in Paris starten wollen, gerade recht. Wir zögerten dann auch nicht weiter und machten bereits im Oktober letzten Jahres übers Internet Nägel mit Köpfen: Wir meldeten uns für den Paris-Marathon an und buchten einen Billig-Flug von Berlin sowie übernachtungen in einer Jugendherberge in zentraler Lage. Ich stellte fest, dass dann genau 25 Jahre vergangen sein würden seit meinem letzten Paris-Besuch, der gleichzeitig meine Schul-Abschlussfahrt vor dem Abitur war. Es war also Zeit, mal wieder nach Paris zu kommen.

Vergangene Woche Mittwoch war es dann so weit: Am Abend ging der Flieger von Berlin-Tegel nach Paris-Orly. Die Fahrt ins Zentrum verlief im Großen und Ganzen reibungslos, so dass wir noch vor Mitternacht in der Jugendherberge nahe Place de la République eintrafen. Die Jugendherberge erwies sich beispielsweise im Vergleich zur JH in Stockholm in nicht ganz so gutem Zustand, aber für einen preiswerten Paris-Aufenthalt nimmt man das in Kauf.

Die drei Tage von Donnerstag bis Samstag bis zum Marathon verbrachten wir mit touristischen Aktivitäten sowie mit dem Besuch der Messe und der Teilnahme am Frühstückslauf am Samstag. Die Marathon-Messe fand im Messe-Zentrum in geräumigen Hallen statt. Kein Vergleich zur für Berlin peinlichen Lokation Kabelwerk vor dem letztjährigen Berlin-Marathon. Ich weise darauf hin, dass die Teilnehmerzahl des Paris-Marathons mit 37.000 ähnlich hoch ist wie die von Berlin oder auch New York. Bei der Startnummernabholung am Donnerstag stellte ich Fragen zur Pasta-Party. Man versicherte mir, dass die Pasta-Party am Samstag-Abend nicht nur kostenlos sei, sondern dass man auch so viel essen könne wie man wolle. Um unsere Kohlehydratspeicher ordentlich auf zu füllen, haben wir das dann auch in Anspruch genommen und sind nicht enttäuscht worden.

Eine weitere Besonderheit stellte die Kleiderbeutelabgabe dar: In den Unterlagen, die wir mit den Startnummern erhielten sowie auf den Schautafeln auf der Messe befand sich kein Hinweis auf Kleiderbeutel-LKWs nach Startnummern geordnet oder ähnlichem. Vor allen Dingen bekamen wir überhaupt keinen Kleiderbeutel ausgehändigt, nur einen kleinen Goody-Bag, worin unmöglich unsere persönlichen Sachen reingepasst hätten. Also bin ich noch einmal zur Information gegangen und habe konkret nachgefragt. Es wurde mir erklärt, dass es im Zielbereich auf der Avenue Foch eine Art Garderobe geben würde. Ich könne selbst entscheiden, was ich dort abgeben möchte, z.B. meinen Rucksack (in Ermangelung eines ausgehändigten Kleiderbeutels). Der abgegebene Gegenstand würde dann mit meiner Nummer versehern werden und ich sollte mir keine Sorgen machen, dass ich meine Sachen wieder bekommen würde. Die Aufbewahrung würde überwacht werden und sei sehr sicher. Da ich ja diesbezüglich schon schlimmes Chaos erlebt hatte (siehe z.B. Bericht und Bilder Düsseldorf-Marathon 2005), konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass diese Garderobe funktionieren würde, aber sie funktionierte dann tatsächlich und zwar einwandfrei. So gesehen war das bei meinem 29. Marathon die beste Kleiderabgabe, die ich je erlebt habe, nicht nur, weil es keine Wartezeiten bei der Abgabe und Rückgabe gab, sondern weil man nicht beschränkt war auf den vom Veranstalter erhaltenen Kleiderbeutel.

Den Frühstückslauf am Samstag-Morgen hätten wir beinahe verpasst. Da wir noch die langweiligen Ansprachen und weitere Zeitverzögerungen vom Frühstückslauf des New York-Marathons im Gedächtnis hatten, dem sogenannten Friendship-Run, wollten wir diesmal möglichst genau zur angesetzten Startzeit um 8:30 Uhr eintreffen und nicht vorher. Allerdings hatten wir uns verkalkuliert und waren zu spät dran. Geschickter weise hatten wir unsere Métro-Station so gewählt, dass wir dem Startbereich an der Laufstrecke entgegen gehen mussten. So liefen uns die pünktlich auf den Weg geschickten Frühstücks-Läufer bereits entgegen, als wir noch ein paar hundert Meter zum Startbereich hätten gehen müssen. Da wir noch unsere Oberbekleidung über unserer Laufkleidung anhatten, mussten wir diese schnell ausziehen, die ausgezogenen Sachen im Rucksack verstauen und dem mittlerweile bereits vorbei gelaufenen Tross hinterher laufen. Da der Tross langsam unterwegs war, stellte dies jedoch kein Problem dar. Der Frühstückslauf ging am Eiffel-Turm und Trocadéro vorbei über gut 5 km bis zur Avenue Foch, dem Marathon-Zielbereich. Dort konnte man sich Muffins und Bananen nehmen und sich Kaffee oder Tee aus Feldkanistern selbst eingießen.

Nun aber endlich zum Marathon-Lauf am Sonntag:
Logistisch hat vor dem Start alles wunderbar geklappt: Die Kleiderbeutelabgabe hatte ich ja oben schon erwähnt. Bei den Dixies mussten wir nicht lange warten, so dass wir ohne Zeitdruck unseren Startblock aufsuchen konnten. Start des Paris-Marathons war an der Place de l´Etoile am Arc de Triomphe auf der Avenue des Champs-Elysées mit dem Triumphbogen im Rücken. Da unser Startblock (gelb) weit vorn war, sind wir über Nebenstraßen von der Avenue Foch, die auch in den Place de l´Etoile mündet, in die Avenue des Champs-Elysées vorgedrungen, wo sich dann auch beinahe direkt der Einlass zum gelben Bereich befand. Dort wurde im Gegensatz zu Berlin streng kontrolliert. Läufer ohne gelbe Markierung auf der Startnummer wurden zurück gewiesen. Noch nie bin ich bei einem Marathon dieser Größenordnung so schnell und problemlos im mein Starterfeld gelangt.

Nun konnte es also los gehen. Ein paar Minuten mussten noch vergehen.
Das Wetter war phantastisch: Frühlingshaft bei vielleicht 10 Grad C. beim Start und später 16-18 Grad im Ziel.
KilometerSplitsGesamt
14:410:04:41
24:480:09:29
34:500:14:19
44:470:19:06
54:520:23:58
65:090:29:07
74:510:33:58
84:550:38:54
94:480:43:41
104:410:48:23
115:030:53:26
125:030:58:29
134:481:03:16
144:551:08:11
154:571:13:08
164:461:17:54
174:581:22:53
184:531:27:46
194:451:32:30
204:521:37:22
214:531:42:14
224:491:47:03
234:441:51:48
244:531:56:40
254:592:01:39
264:522:06:32
274:582:11:30
285:032:16:33
294:552:21:49
305:052:26:34
314:532:31:27
324:532:36:20
335:142:41:34
344:482:46:22
354:582:51:20
365:092:56:30
374:503:01:19
384:563:06:16
394:533:16:06
404:573:01:05
414:513:20:57
425:053:26:02
Ziel1:053:27:06

Auf der breiten Avenue des Champs-Elysées ging es hinunter zum Place de la Concorde. Das Gefälle war nicht unerheblich und mir war klar, dass man am Ende wieder wird hoch laufen müssen, auch wenn man sich von der anderen Seite, von der Avenue Foch dem Arc de Triomphe annähert.
J.R. sagte mir, ich solle mal ganz links laufen, damit er mich mal fotografieren könne und lief dabei selbst erst einmal vor. Während des Laufens unmittelbar an den Zuschauermasen vorbei wurde ich auch persönlich angefeuert: Allez Frank! Mein Vorname war lesbar auf der Startnummer zu sehen.
Noch vor dem Place der la Concorde, als es zur linken Seite Bäume und Sträucher gab, suchte J.R. einen derselben auf. Er würde mich ja wieder einholen.
Am Place de la Concorde ging es links an dem Obelisken vorbei in die Rue de Rivoli. Die Tuilerien und der Louvre waren dann rechts zu sehen. überhaupt konnte man von der Strecke aus sehr viele Sehenswürdigkeiten sehen. Ferner ging es vorbei am Palais Royal, am Tour St. Jaques und am Hôtel de Ville, dem Rathaus. Erst hinter dem Place de la Bastille verließen wir das Zentrum von Paris mit den spektakulären Sehenswürdigkeiten. Es ging immer weiter nach Ost-Süd-Ost bis in den Bois de Vincennes, wo etliche Kilometer gelaufen werden mussten und dann auch wieder der Rückweg ins Zentrum angetreten wurde.
Bei km10 übrigens schloss J.R. wieder zu mir auf. Allerdings nutzte ich dann bei km11 im Bois eine ruhige grüne Passage, um einen Baum zu befeuchten. Zwei oder drei Kilometer später liefen wir dann wieder nebeneinander.
Während es im Zentrum und auch in der dicht bebauten Gegend außerhalb des Zentrums sehr viele Zuschauer gab, war es im Bois de Vincennes doch sehr ruhig. Ich fand das als Abwechslung gar nicht mal so schlecht, wusste ich doch, dass es einige Kilometer später auch wieder anders werden wird.
Irgendwo vor km20 meinte J.R., er würde sich nicht so gut fühlen und die Müdigkeit in seinen Beinen, eine Woche nach seinem Sub3-Lauf in Freiburg, spüren. Bisher hatten wir ein Kilomterschnitt von 4:50 Minuten oder etwas drunter gehalten. Also ein klarer Sub3:30-Kurs. Ich riet Jörg, besser schon mal jetzt ein wenig Tempo raus zu nehmen. Somit lief ich wieder allein. Eigentlich wollte ich nun selbst auch keinen Kilometer mehr unter 4:50 Minuten laufen, aber hin und wieder war das dann doch der Fall. Die Strecke war relativ uneben. Mal ging es mehr bergauf, mal mehr bergab. Aber ich hatte so gut wie nie Splits über 5 Minuten.
Nachdem ich etwa 5 km allein gelaufen bin, lief plötzlich J.R. wieder neben mir. Er hätte es doch nicht geschafft, Tempo raus zu nehmen und wäre allenfalls mal maximal 15 Meter hinter mir gewesen. Nun liefen wir also wieder zu zweit und nun waren wir auch wieder im Zentrum. Nachdem es noch einmal über den Place de la Bastille ging, verlief die Strecke nun quasi südlich parallel des Hinweges immer am Nordufer der Seine entlang und das für etwa 8 km. Die Sehenswürdigkeiten häuften sich nun wieder schlagartig. Allerdings waren sie nicht immer gut zu sehen, da wir ziemlich tief liefen an der Voie Georges Pompidou. Zur Rechten hatten wir zumeist eine Mauer, aber zur Linken zumeist freie Sicht auf die Seine. So konnten wir schön auf die Ile St. Louis und die Ile de la Cité blicken mit der Cathédrale Notre-Dame oder der Conciergerie darauf. Immer wieder wurden Brücken unterquert, wo natürlich die Sicht nach rechts und links behindert war. Der Tunnel des Tuileries war über einen Kilometer lang. Am Ende dieser Unterquerungen ging es etliche Höhenmeter rauf, die es kurz zuvor noch runter ging.

Nachdem wir rechts am Grand Palais und dem Petit Palais vorbei liefen sahen wir links l´Hôtel des Invalides und näherten uns dem Eiffel-Turm zur Linken. Rechts liefen wir an Trocadéro und Maison de Radio France vorbei. Mehr als 30 km hatten wir bereits absolviert und so langsam wurde es härter für mich. J.R. erzählte, dass sein Ofen gleich aus wäre, um dann aber statt langsamer zu werden eher noch eine Schippe drauf zu legen. Diese Verschärfung wollte ich dann doch nicht mitgehen, zumal ich immer noch auf sicherem Sub3:30-Kurs war, selbst wenn die weiteren Kilometer nur genau im 5er Tempo gelaufen werden würden. Jörgs setzte sich Meter für Meter etwas ab und bei km32, als es nach zuvor immer nur Wasser erstmals überhaupt ein isotonisches Getränk gab und ich anhielt, um mir noch einen zweiten Becher zu nehmen, verlor ich J.R. ganz aus den Augen.

Das war aber nicht schlimm. Ich wollte jetzt sowieso mein eigenes Tempo laufen. Ich rechnete im Kopf hoch, dass eine 3:27er Endzeit noch drin sein könnte. Eine 3:27er Zeit hatte ich deshalb im Kopf, weil ich diese Zeit noch nie gelaufen bin. Zwischen 3:14 und 3:28 habe ich alle Minutenergebnisse schon mal bei einem Marathon erreicht. Insbesondere die 3:20er Zeiten teilweise doppelt und dreifach. Lediglich eine 3:24er und eine 3:27er Zeit bin ich noch nicht gelaufen; eine 3:29er Zeit auch noch nicht. Dass eine 3:24er Zeit nicht mehr möglich sein würde, war zu dem Zeitpunkt längst klar, aber eine 3:27 war noch drin.

Die letzten Kilometer wurden hart, aber ich wurde nicht nennenswert langsamer. Die Splits lagen zumeist immer noch zwischen 4:50 und 5 Minuten. Nun ging es am Stade Roland Garros (Tennis) und dem Hippodrôm d´Auteul vorbei in den Bois de Boulogne. Der Bois de Boulogne ist eher ein Park als ein Wald, aber sehr schön mit einem kleinen See (Lac Inférieur). Im Gegensatz zum Bois de Vincennes ging es hier doch ganz schön auf und ab und wie ich zu Beginn des Marathons schon wusste würde es am Ende mehr auf als ab gehen. Aber auch auf diesen letzten Kilometern konnte ich mein Tempo halten. Wie eigentlich immer bei Marathons habe ich noch etliche Läufer überholt. Dabei habe ich doch nur mein Tempo gehalten. Nicht einmal negative Splits bin ich diesmal gelaufen sondern leicht positive.

Nachdem der Bois de Boulogne geschafft war, ging es nur noch über einen Kreisel auf die Avenue Foch, wo der Zieleinlauf war. Den letzten Kilometer musste ich sogar bewusst etwas bremsen, weil ich sonst eine 3:26er Zeit gelaufen wäre. Kurz vor dem Ziel stand dann zu meiner überraschung J.R. und wartete auf mich. J.R. fehlte ebenfalls noch eine 3:27er Zeit in seiner Sammlung und mit einer 3:25, die er diesmal durchaus hätte haben können, wollte er nicht ins Ziel kommen. Also blieb er vor dem Ziel stehen und wartete auf mich. Er machte noch ein Foto von mir und dann spazierten wir, nachdem wir noch ein paar Sekunden warteten, ganz in Ruhe gemeinsam über die Ziellinie. Unsere offizielle Nettozeit ist 3:27:03!

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vor dem Start, beim ersten km, bei km10 und km24, alle Bilder von J.R.



Paris-Marathon 2009
genau auf der blauen Linie bei km30. Foto von J.R.



Mein Fazit:
Es war ein sehr schöner Marathon, der Spaß gemacht hat! Paris war für mich sowieso mal wieder eine Reise wert und diese mit einem Marathon-Lauf zu verbinden fand ich ganz passend. Der Paris-Marathon ist, gemessen an seiner Teilnehmerzahl, sehr gut organisiert. Die Strecke bietet Einiges zu sehen, ist allerdings ein wenig schwerer als Berlin oder London. Vielleicht ähnlich schwer wie New York oder Stockholm? Die Stimmung an der Strecke enttäuschte nicht, kommt aber an New York, Berlin oder London nicht heran!

Eine Auswahl weiterer Bilder befindet sich in meinem Online-Album!










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