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Frank P. - Meine Laufberichte






24.09.2017 Berlin-Marathon

Mein schlimmster Marathon seit 1999

Trotz nachlassender Leistungen meinerseits hatte ich mich auf den Berlin-Marathon 2017 sehr gefreut. Für das Frühjahr hatte ich mich in diesem Jahr, entgegen der Gewohnheit der letzten 15 Jahre, nicht für einen Marathon angemeldet, so dass mein letzter Marathon vor dem Berlin-Marathon 2017 tatsächlich der Berlin-Marathon 2016 war, wo ich mit 3:37 Std. meinen schlechtesten Berlin-Marathon in diesem Jahrtausend gelaufen bin.

Ursprünglich, d.h. konkret im Frühsommer, hatte ich noch das Ziel, beim Berlin-Marathon in diesem Jahr unter 3:30 Stunden zu laufen. Aufgrund der schlechten Wettkampf- und Trainingsergebnisse wurde ich mir aber im Sommer bewusst, dass dieses Ziel unmöglich zu erreichen sein würde. So änderte ich mein Ziel erst einmal vage dahingehend, möglichst nicht so weit über die 3:30 hinaus kommen zu wollen. Ein konkretes Ziel wollte ich mir erst setzen, wenn mir klar werden würde, wie weit das harte Training der 10 Wochen vor dem Marathon meine Form verbessert und wie der letzte Referenz-Wettkampf, der Mercedes-Benz-Halbmarathon in Berlin-Reinickendorf drei Wochen vor dem Berlin-Marathon, ausgeht.

Auch wenn das harte Training durchaus Enttäuschungen brachte, beispielsweise konnte ich mein erschreckend schwaches Tempovermögen nur wenig steigern, meinte ich dennoch Fortschritte und Formsteigerungen zu erkennen. Beim voll am Limit gelaufenen Halbmarathon in Reinickendorf war ich nach 1:42:30 Std. fast eine Minute eher im Ziel als ein Jahr zuvor. Das brachte mich zu der fatalen Fehleinschätzung, dass ich möglicherweise ja auch beim Berlin-Marathon das Ziel eine Minute früher als ein Jahr zuvor erreichen könnte. Es wäre so schön, mal nicht jedes Jahr immer noch langsamer zu werden. So formulierte ich also das verwegene Ziel 3:36 Std.
Außer Acht ließ ich dabei den Umstand, dass der Reinickendorfer HM in diesem Jahr bei perfekten Wetterbedingungen gelaufen wurde im Gegensatz zur großen Hitze im letzten Jahr. Daher wäre die geringfügig langsamere Zeit vom letzten Jahr höher einzuschätzen als jene von diesem Jahr. Außerdem verspürte ich die Wochen nach dem HM am Limit beim Training keinerlei Fortschritte mehr. Im Gegenteil fühlte ich mich immer wieder müde und ausgelaugt. Dennoch zog ich die Trainingseinheiten wie geplant durch. Offenbar verliert man im Alter nicht nur an Tempo sondern man braucht auch mehr Pausen und mehr Zeit zum Regenerieren?

Ich hielt also an meiner Zielzeit von 3:36 Std. fest und rechnete mir aus, dass ich dafür einen 5:08er Schnitt pro Kilometer laufen müsste. Klar war mir, dass dieses Ziel ehrgeizig war. Wenn ich es verfehlen sollte, wollte ich aber zumindest noch unter 3:40 Std. bleiben. Ich ging fest davon aus, dass ich eine Endzeit zwischen 3:36 und 3:40 Std. laufen würde. Schließlich habe ich immer, wenn ich mir konkret ein exaktes Ziel vorgenommen habe, es entweder erreicht oder es um nur maximal 2-3 Minuten verfehlt. Meine Kräfte richtig einzuschätzen war ja meine Stärke.

Das Wetter sollte mir bei meinem Vorhaben entgegen kommen. Bedecktes Wetter oder sogar ein wenig Nieselregen war für meine Leistung eigentlich immer förderlich.
Da es vor dem Start nicht mehr geregnet hat, entschied ich mich dafür, mit Brille zu starten. Bei Regen laufe ich besser ohne Brille, was im Grunde ganz gut funktioniert, weil ich weitsichtig bin. Allerdings kann ich dann nicht mehr die Ziffern auf meiner Armbandstoppuhr erkennen und somit meine Zwischenzeiten nicht kontrollieren. Leider fing es kurz nach dem Start doch wieder an zu regnen, erst leicht und dann etwas stärker und hörte bis kurz vor der Halbmarathonmarke nicht auf. Das gefiel mir gar nicht, weil ich zwar meine Splits von der Uhr ablesen konnte, aber ansonsten nicht viel gesehen habe. Zwar konnte ich meine unmittelbaren Mitläufer noch gut erkennen so sicherstellen, dass ich niemanden auf die Füße getreten bin, aber darüber hinaus bekam ich nicht mehr sehr viel mit. Immer wieder wischte ich die Brillengläser mit den Fingern ab, da meine Kleidung ja bereits völlig nass war. Kurze Zeit später waren jedoch die Brillengläser erneut nass. Ich war drauf und dran meine Brille ab- und in die Hand zu nehmen, entschied mich aber dagegen, weil ich Angst hatte, dass die Brille mir aus der Hand gleiten und zerschellen könnte. Besonders bei den Verpflegungs- und Getränkeständen wollte ich auch beide Hände frei haben.

Meine Splits waren am Anfang ok. Der zweite und dritte Kilometer war zu schnell, was ich aber erst nach dem dritten Kilometer gemerkt habe, weil ich den zweiten Kilometer falsch abgelesen hatte. Wohl wegen der sichtbedingten Einschränkungen hatte ich nicht wirklich Spaß am Marathon. Dann kam noch dazu, dass ich nach einigen Kilometern merkte, dass das 5:08er Tempo wohl doch zu schnell ist. Noch vor dem 10. Kilometer nahm ich etwas Tempo raus und lief 5:12er Tempo, jenes Tempo, welches für eine Endzeit knapp unter 3:40 Std. reichen sollte. Nach weiteren 10 Kilometern konnte ich aber auch dieses 5:12er Tempo nicht mehr halten.
Zur Halbmarathon-Marke hatte ich ein paar Sekunden über 1:49 Std. auf der Uhr, wusste aber schon, dass die zweite Hälfte deutlich langsamer werden würde und ich 3:40 Std. wohl verfehlen werde.

Endlich hatte es aufgehört zu regnen, aber dafür haben mir die Beine weh getan. Ich hatte keine Verletzung, sondern es war einfach nur schmerzende Muskulatur. Das sollte bis zum Ende auch nicht mehr besser werden. Im Gegenteil. Je mehr Kilometer ich absolviert hatte desto schwerer wurde es für mich. Ich bin nicht dem Hammermann begegnet, sondern es ging nahezu linear bergab mit meiner Energie und meiner Geschwindigkeit.
Irgendwann habe ich nicht mehr gerechnet, auf welche Endzeit ich hinlaufen würde. Eine Zeit deutlich über 3:40 Std. hatte ich mir vorher überhaupt nicht vorstellen können und mir deshalb auch nicht angeschaut, welche Splits man in diesem Leistungsbereich laufen würde. Ich war erschrocken, als ich irgendwann nicht einmal mehr 5:30er Splits hinbekam und hatte Angst, dass ich Krämpfe bekommen könnte, weil mir die Beine so weh taten, und ich dann gar nicht mehr richtig laufen könnte. Immerhin blieb mir dieses Schicksal erspart und immerhin habe ich mich bis zum Ende zusammengerissen. Ich lief genau das Tempo, das noch so ging.

So bin ich am Ende nach 3:47:21 Std. ins Ziel gekommen. Das war mein schlimmster Marathon seit 1999, als ich vermutlich einen Infekt in mir hatte. Derart positive Splits bin ich in diesem Jahrtausend noch nicht gelaufen. Im Verlauf des Rennens hatte ich mir überlegt, in Zukunft vielleicht gar nicht mehr mit einem konkreten Zeitziel zu laufen. Vielleicht habe ich dann mehr Spaß am Rennen? Einen Marathon wie diesen möchte ich jedenfalls so bald nicht noch einmal erleben...



Berlin-Marathon 2017
Auch Schleicher mit 29. Teilnahme am BM. Leider dann DNF. Foto von J.R.



Berlin-Marathon 2017
KM 7 auf der Kronprinzessinnenbrücke. Foto von Biba.



Berlin-Marathon 2017
KM 19 auf der Gneisenaustraße. Foto von Natalie Raima.



Berlin-Marathon 2017

Berlin-Marathon 2017

Berlin-Marathon 2017
KM 31 auf dem Hohenzollerndamm. Fotos von Biba.





KilometerSplits5kmGesamt
15:110:05:11
2-39:520:15:03
45:090:20:12
55:0725:170:25:19
65:110:30:30
75:050:35:35
85:080:40:43
95:120:45:55
105:1125:470:51:05
115:030:56:08
12-1310:341:06:41
145:111:11:52
155:1226:001:17:04
165:121:22:16
175:121:27:29
185:151:32:44
195:101:37:54
205:2426:131:43:18
215:191:48:36
225:211:53:57
235:281:59:26
245:262:04:52
255:3827:132:10:29
265:392:16:08
275:362:21:44
285:392:27:23
295:312:32:54
305:2627:502:38:20
315:422:44:01
325:272:49:29
335:432:55:11
345:283:00:40
355:3928:003:06:19
365:503:12:08
375:373:17:46
385:453:23:31
395:383:29:09
405:4828:383:34:57
415:373:40:34
425:413:46:15
Ziel1:083:47:23





Berlin-Marathon 2017
Quelle: http://results.scc-events.com/2017/



Berlin-Marathon 2017
Scan der Startnummer



Berlin-Marathon 2017
Scan der Rückennummer




Übrigens war der 44. Berlin-Marathon mein 44. Marathon.














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